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Bad Oeyenhausen

BÄUME ALS NATURDENKMAL: LEBENDIGE ZEUGEN VERGANGENER ZEITEN

"Unsere Bäume" sind unverzichtbar für die ästhetische Wirkung und den Zeugniswert von Gärten und Parkanlagen. Durch geschickte Auswahl und Anordnung erschaffen sie lebendige Gartenräume mit vielfältigen Perspektiven. Einzelbäume, Baumgruppen oder Alleen verleihen einem Park seinen einzigartigen Charakter und vermitteln eine individuelle Atmosphäre. Sie sind Meister darin, unerwünschte Elemente zu verbergen und den Blick gezielt auf das Gewollte zu lenken. Für Gebäude oder Gedenkstätten dienen sie als Rahmen oder Kulisse. Durch das Spiel von Licht und Schatten sowie Farben und Formen verleihen sie dem Garten eine persönliche Note, die sich im Laufe der Jahreszeiten verändert und mit den Jahren weiterentwickelt. Alte Bäume sind nicht nur einzigartige Schöpfungen der Natur, sondern auch lebendige Zeugen vergangener Epochen. Ihr Bestand kann wertgebend für ein Gartendenkmal sein. Manche Gartenkünstler:innen haben auch bereits bestehende, alte Bäume in ihre Anlagen integriert. Während Bäume in barocken Gärten oft formale Elemente wie Alleen bilden, spielen sie in Landschaftsgärten als Einzelbäume oder Baumgruppen eine bedeutende Rolle. Als Hotspots der Biodiversität bieten Gehölze Lebensraum für eine Vielzahl von Vögeln, Insekten, Pilzen, Flechten und Moosen. Viele „Baumriesen“ an historischen Orten, in Parks, Wäldern, auf öffentlichen Plätzen oder auf privaten Grundstücken sind als Naturdenkmal besonders geschützt, um ihre Erhaltung zu gewährleisten.

Der Begriff Naturdenkmal geht zurück auf Alexander von Humboldt, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts bei einer Südamerikareise einen außerordentlich großen Mimosenbaum entdeckt haben soll, der ihm so sehr imponierte, dass er in der Beschreibung seiner Reise von „monuments de la nature“ berichtete.

Seit 1976 regelt das Bundesnaturschutzgesetz den Schutz von Naturdenkmalen:

Geschützt werden können neben Einzelbäumen, Baum- und Gehölzgruppen auch andere besondere „Einzelschöpfungen der Natur oder entsprechende Flächen bis zu fünf Hektar, deren besonderer Schutz erforderlich ist aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit“ (§ 28 BNatSchG).

Ein solcher Baum kann eine beeindruckende Größe, eine ungewöhnliche Form oder andere bemerkenswerte Merkmale aufweisen. Manchmal sind sie auch eng mit der Geschichte und Kultur einer Region verbunden, was ihre Bedeutung als Natur- und Kulturerbe unterstreicht. Eine Plakette am Stamm weist auf diese besonders bedeutsamen Bäume hin.

In zwölf der an den westfälischen Tagen der Gärten und Parks teilnehmenden Anlagen existieren Naturdenkmäler, die darauf warten, entdeckt zu werden.

Naturdenkmal im Kurpark Bad Oeyenhausen

KURPARK BAD OEYNHAUSEN – HAINBUCHE AM FONTÄNENPLATZ

Die mehr als 150-jährige wechselvolle Geschichte des Kurparks von Bad Oeynhausen, der seit 1985 als Gartendenkmal eingetragen ist, lässt sich nicht nur anhand der Gebäude, sondern auch an der Gestaltung der verschiedenen Parkbereiche ablesen.

Der hufeisenförmige Landschaftspark entstand ab 1853 und folgte einem Plan von Peter Josef Lenné, dem Generaldirektor der königlichen Gärten in Preußen und einem der bedeutendsten Gartenkünstler seiner Zeit. Lenné plante den Park unter Verwendung von Teilen des vorhandenen Baumbestands. Im östlichen Teil der etwa 26 Hektar großen Anlage stehen noch viele alte Eichen, deren Positionen auf Lennés ursprünglichem Plan basieren. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Gartenarchitekt Reinhold Hoemann von der Kurverwaltung beauftragt, ein großes Parterre vor dem Kurhaus anzulegen. Er entwarf „eine große Wiese, umgeben von einem Gehölzrahmen (es sind fast nur einheimische Bäume in geringer Artenzahl, Eiche, Buche, Hainbuche, Birke).“ Vom Kurhaus bis zur Wandelhalle wird seitdem der mittlere Bereich des Kurparks von einer breiten Achse bestimmt, in deren Mitte eine große Mittelfontäne nach barockem Vorbild steht. Östlich dieses Fontänenplatzes steht eine etwa 200 Jahre alte Hainbuche, die als Naturdenkmal geschützt ist. Dieser majestätische Baum überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und wurde auch in der Zeit danach nicht – im Gegensatz zu einigen anderen Bäumen in der Parkanlage – als Brennholz verwendet. Mit einem Umfang von etwa 4,5 Metern ist diese Hainbuche ein besonders imposantes Exemplar ihrer Art, obwohl ein Teil ihrer Krone bereits ausgebrochen ist.

Zahlreiche weitere Bäume im Park sind aufgrund ihres Alters oder aufgrund von Schäden durch Stürme oder langanhaltender Trockenheit abgängig. Aus gartendenkmalpflegerischer Sicht besteht das Ziel, den Gehölzbestand zu revitalisieren und bereits heute fehlende und für das Parkbild wichtige Gehölzstandorte wieder zu besetzen. Angesichts des Klimawandels muss dabei geprüft werden, welche Baumarten im Kurpark weiterhin angepflanzt oder möglicherweise durch klimaresilientere Arten ersetzt werden können, wie beispielsweise eine Traubeneiche oder ungarische Eiche statt einer Stieleiche.

 

Bilder des Naturdenkmals:

Bild von einer Blutbuche

MECK'S NOSTALGISCHER LANDGARTEN - BLUTBUCHE ALS SCHATTENSPENDER

In Lippetal-Hovestadt befindet sich ein Landgarten, der von alten Buchenhecken umgeben ist und sich durch eine romantische Atmosphäre auszeichnet. In diesem Garten finden sich neben englischen Rosen auch ein idyllischer Gartenteich sowie zahlreiche Stauden.

Das zentrale Element dieses Gartens ist jedoch zweifellos eine beeindruckende Blutbuche, die seit 300 bis 350 Jahren an diesem Ort steht und ein imposantes, Schatten spendendes Blätterdach bildet. Die Blutbuche, wissenschaftlich als Fagus sylvatica Purpurea bekannt, zeichnet sich durch ihre leuchtend roten Blätter aus und verleiht dem Garten eine ganz besondere Atmosphäre. Mit einem Stammumfang von 615 cm, einer Gesamthöhe von 20 Metern und einer Kronenausbreitung von 21x21 Metern, bildet sie das Herzstück des Gartens.

Im Jahr 2005 erhielt die Blutbuche den Titel "Schönster Hofbaum im Kreis Soest" von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW. Der mächtige Stamm und das eindrucksvolle Wurzelwerk, das gewaltig aus dem Erdreich an die Oberfläche drückt, beeindruckten die Jury besonders.

Die Blutbuche steht gemeinsam mit einer weiteren Blutbuche mit einem Stammumfang von etwa 350 cm nicht als Naturdenkmal, sondern als sogenannter geschützter Landschaftsbestandteil unter Schutz. Geschützte Landschaftsbestandteile sind in der Regel kleinräumige, überschaubare Strukturen wie eine Hecke oder eine Baumgruppe. Die untere Naturschutzbehörde des Kreises Soest ist für den Erhalt und die Absicherung zuständig und hat bereits Äste der Blutbuchen mit Hilfe von Seilen stabilisiert, um Schäden bei Stürmen zu verhindern. Trotzdem zeigen einige Kronenanteile bereits Schäden. Die Blutbuchen haben – wie auch andere Baumveteranen im Garten – unter den trockenen Sommern der letzten Jahre gelitten.

Das Anwesen von Ursula und Rudolf Meck verbirgt sich hinter hohen Hecken und offenbart ein grünes Paradies für Besucher:innen. Der Garten erstreckt sich über 2.000 Quadratmeter und beherbergt neben der majestätischen Blutbuche auch viele andere Pflanzenarten.

Die Bäume können auch außerhalb der Tage der Gärten und Parks nach telefonischer Absprache besichtigt werden: 02923-8868.

 

Bilder der Blutbuche:

Park von Schloss Bodelschwingh in Dortmund

PARK VON HAUS BODELSCHWINGH – WUNDERBARE BAUMRIESEN

Im Park von Haus Bodelschwingh offenbart sich ein altehrwürdiger Baumbestand, zu dem eine Hainbuchen- und eine Bergahornallee, ein Tulpenbaum, drei Blutbuchen, eine Sumpfzypresse, eine Stieleiche sowie eine Esskastanie als Naturdenkmäler gehören. Dabei sind die Alleen aus landeskundlichen Gründen wegen ihrer Bezüge zu Schloss und Familienbegräbnis und die Einzelbäume wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit so-wie aufgrund ihres hohen Alters als Naturdenkmal geschützt.

Der Herrensitz, erstmals 1302 urkundlich erwähnt, ist umgeben von gepflegten Grünflächen, deren majestätische Gehölze inszenierte Kontraste von Licht und Schatten, Habitus und Farbe, Perspektive und Rahmung bieten. Seit 1983 ist der Park als Gartendenkmal eingetragen. Nur zu ausgewählten Anlässen im Jahr – wie den westfälischen Tagen der Gärten und Parks – können Besucher:innen die gesamte etwa 16 Hektar große Parkanlage erleben.

Die heutige Gestaltung des Bodelschwingher Parks ist das Ergebnis einer Umgestaltung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter der Leitung des bedeutenden Gartenkünstlers Eduard Petzold. Er schuf einen Landschaftsgarten, der den bisherigen barocken Garten landschaftlich integrierte. Petzold ließ damals mehr als 150 verschiedene, teils seltene und ausländische Arten von Gehölzen pflanzen. Darunter einige Solitäre, die heute teilweise als Naturdenkmäler im östlichen Teil des Parks erhalten sind. Die verschiedenen Pflanzenarten wurden auf seinem Entwurfsplan festgehalten, der gleichzeitig als Bepflanzungsplan diente. Er arrangierte geschlossene Gehölzpartien, Baumgruppen und Einzelbäume so, dass große und kleine Gartenräume geschaffen wurden und von markanten Standorten Blickachsen entstanden.

In Zeitungsartikeln aus den Jahren 1938 und 1954 wird die Sympfzypresse als „wohl der schönste Baum dieser Art in Westfalen“ beschrieben, während „die hohe Kastanie, deren gewaltiges Laubdach kaum einen Sonnenstrahl durchlässt, […] zu den ältesten ihrer Art [zählt], denn sie wird über 300 Jahre alt geschätzt“. Es gibt „einige schöne Exemplare der Blutbuche und der gelbblühenden und rotblühenden Roßkastanie […] und der Tulpenbaum […], der hier auch nur selten vorkommt.“ „Unter Naturschutz steht auch die wunderbare Hainbuchen-Allee, deren Stämme und Laubkronen Vorbild für die gotischen Gewölbe unserer Kirchen waren.“ Busso von Alvensleben fasst zusammen: „Die Ostseite des Parks war geprägt von den wunderbaren Baumriesen, auf deren weit ausladenden Ästen es sich so herrlich klettern ließ.“

 

Bilder des Naturdenkmals:

Linde im Botanischen Garten Münster

BOTANISCHER GARTEN MÜNSTER – VOM BAROCKEN ZUM BOTANISCHEN GARTEN

Im Botanischen Garten Münster finden sich auf knapp fünf Hektar Größe nicht nur eine Vielzahl dendrologischer Schätze, sondern insgesamt ca. 8000 kultivierte Pflanzenarten und -sorten.

Einige der Bäume hier datieren bis weit ins 19. Jahrhundert zurück, was dem Garten eine natürliche und eindrucksvolle Atmosphäre verleiht. Ihre imposante Größe, ungewöhnliche Formen oder außergewöhnliche Blüten ziehen stets die Aufmerksamkeit der Besucher:innen auf sich. Der Botanische Garten präsentiert unter anderem die exotische Pflanzenwelt ferner Länder und erfüllt somit gleichzeitig einen bürgerlichen Bildungsauftrag.

Einige Gehölze sind als Naturdenkmäler geschützt, was ihre Bedeutung für die botanische Vielfalt als hochrangiges Biotop im Innenstadtbereich und die Geschichte des Botanischen Gartens unterstreicht. Im Botanischen Garten zählen zwei Linden und ein 1840 gepflanzter Japanischer Schnurbaum im Eingangsbereich zu den Naturdenkmälern, zudem eine Platane im hinteren Bereich des Botanischen Gartens. Eine unter Schutz stehende Baum-Hasel am südlichen Ufer des Teiches brach 2005 unter der Last des Schnees zusammen.

Im 18. Jahrhundert plante der Architekt Johann Conrad Schlaun einen mehr als 14 Hektar großen Schlossgarten in Form eines fünfzackigen Sterns als eine geometrische Anlage nach französischen Idealvorstellungen. Auf Anregung des Freiherrn vom Stein begann ab 1803 die Umgestaltung des barocken Parterres in einen Botanischen Garten, der 1815 fertiggestellt wurde. Der restliche Teil des Schlossparks wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in einen Landschaftspark umgestaltet und erhielt so sein heutiges Aussehen. 1988 wurde die gesamte Schlossanlage, in die der Botanische Garten eingebettet ist, unter Schutz gestellt.

 

Bilder der Naturdenkmale: