Steinfurt: Steinfurter Bagno
Das Steinfurter Bagno hat eine spannende Geschichte. In diesem Park standen im 18. und 19. Jahrhundert griechische und römische Tempel, orientalische und chinesische Miniaturbauten und eine türkische Moschee. Diese exotischen Gebäude und eine große Fontäne zogen damals Besucher aus ganz Europa an. Im Park wurden aber auch Konzerte veranstaltet und Theaterstücke aufgeführt, außerdem konnten die Gäste Feuerwerke bestaunen und mit Booten über den See fahren. Die Anlage gilt deshalb als Vorläufer heutiger Vergnügungsparks. Von den ehemaligen Attraktionen ist heute nur noch die Konzertgalerie erhalten. Bei einem Spaziergang durch das Bagno können Sie den einstigen Glanz aber immer noch erahnen.
Der 50 Hektar große Park in Burgsteinfurt gehört zum Wasserschloss der Fürsten von Bentheim-Steinfurt. Die Anlage wurde im Jahr 1765 als Sommerresidenz des Grafen Karl aufgebaut, der in einiger Entfernung zum Schloss einen Garten anlegen und ein Lustschlösschen errichten ließ. Zu dieser Zeit entstand auch das Badehäuschen (auf Italienisch: „il bagno“), das dem Park seinen Namen gab.
Besonderheiten:
- 50 Hektar großer Park
- Konzerte in der sanierten Konzertgalerie
- modern gestaltetes Bagnoquadrat mit Kiosk
- Bagnosee
Bagnoquadrat: Blumengärten, Volieren und ein Wasserfall
Mitten im Wald ließ Graf Karl einen See und das so genannte Bagnoquadrat anlegen, einen geometrischen Garten mit Heckengängen, Blumengärten, Vogelkäfigen und einem künstlichen Wasserfall. Heute sind von dieser barocken Anlage nur noch einige alte Bäume übrig. Im Jahr 2004 wurde das Quadrat in Anlehnung an die historische Grundform mit modernen Materialien neu gestaltet, zum Beispiel mit Betonsteinen. Heute steht hier ein ebenfalls modern gestalteter Kiosk, an dem Sie eine Pause einlegen können. Oder Sie unternehmen – wie schon damals – eine Bootsfahrt auf dem Bagnosee.
Reste einer großen Fontäne und Blumeninseln
Im Jahr 1780 übernahm Graf Ludwig, Karls Sohn, die Grafschaft und damit auch die Verantwortung für das Bagno. Er ließ damals im Wald am südlichen Teil des Parks zusätzlich einen speziellen Teich mit einer großen Fontäne anlegen, damals die größte in Westfalen. Heute erinnern leider nur noch Relikte des Fontänenteichs an diese für damalige Zeiten technische Meisterleistung.
Um Wasser ging es Graf Ludwig auch bei einem weiteren Großprojekt. Er ließ den Bagnosee ausbauen und verlieh so auch den fünf künstlich angelegten Inseln, die bis heute aus dem Gewässer emporragen, ihre endgültige Form. Auf zweien davon, der Ruineninsel und der Rotundeninsel, ließ Ludwig mehrere Bauwerke errichten. Eine Ruine ist bis heute zu sehen, die anderen Bauten sind verschwunden. Die Roseninsel und die Blumeninsel beherbergten passend zu ihren Namen ausschließlich Pflanzen und Blumen. Auf der Arioninsel wiederum ließ der Graf einen Berg aufschütten. Mit dem Arion-Schiff, benannt nach dem griechischen Dichter und Musiker Arion, können Besucher diese Insel wie früher schon von zwei Seiten über die Ketten- oder die Knüppelbrücke erreichen. Beide sind bis heute erhalten und ermöglichen den Besuchern nach wie vor den Zugang zur Insel.
Niedergang im 19. und 20. Jahrhundert
Anfang des 19. Jahrhunderts endete die Hochzeit des Bagnos. Die Grafschaft war ab 1806 von napoleonischen Truppen besetzt und fiel später an Preußen. Graf Ludwig verbrachte viele Jahre in Frankreich und kehrte erst 1817 nach Steinfurt zurück, wo er noch im selben Jahr starb. Seine Nachfahren konnten den Park ohne die Einkünfte aus der Grafschaft nicht mehr unterhalten und ließen die Bauwerke, die dort standen, ab 1820 abreißen. Der Park wurde danach hauptsächlich forstwirtschaftlich genutzt.
Im 20. Jahrhundert wurde das Bagno wieder verstärkt als Freizeitgelände genutzt. Im Jahr 1952 eröffnete der Golfclub Münsterland, der heute fast alle Wiesenflächen des einstigen Parks für seinen Sportbetrieb nutzt. Der See mit Ruderbooten, die Gastronomie im Park, die neue barocke Achse an der Konzertgalerie und das neue Bagnoquadrat machen den Bagno wieder zu einem beliebten Ausflugziel.
Anfahrt
Bagnopark
Hollich 156
48565 Steinfurt
Besucherinformationen:
Steinfurt Marketing und Touristik e.V.
Markt 2
48565 Steinfurt
Tel.: 02551 1383
info@steinfurt.de
www.steinfurt-touristik.de
Die Kartendarstellung steht derzeit leider nicht zur Verfügung.
Öffnungszeiten
ganzjährig zugänglich
Eintritt
Eintritt frei
Denkmalgeschützt
Diese Anlage steht unter Denkmalschutz.
Gartendenkmale
Bau- genauso wie Gartendenkmale bedeuten uns allen etwas, denn sie prägen den Alltag jedes Menschen wie kaum eine andere Kunstform. Ein Gartendenkmal ist durch verschiedene Landesdenkmalschutzgesetze definiert und geschützt. Wichtig ist, dass das Gartendenkmal einer abgeschlossenen Epoche angehöret und eine kulturhistorische Einordnung nachvollziehbar ist. Die Gartendenkmalpflege des LWL inventarisiert historische Gärten und Parkanlagen sowie andere gestaltete Landschaftsteile. Die Gartendenkmalpfleger:innen unterstützen die Unteren Denkmalbehörden mit Fachgutachten, um denkmalwerte Freiräume unter Schutz zu stellen. Zur Rekonstruktion von historischen Gartenanlagen können Parkpflegewerke entwickelt und im Anschluss Parkpflegeseminare umgesetzt werden.
Fachinformationen
Weitere Informationen zur Anlage erhalten Sie im Kulturlandschafts-Informationssystem LWL-GeodatenKultur.
In LWL-GeodatenKultur finden Sie Interessantes und Wissenswertes zum reichen bau- und landschaftskulturellen Erbe von Westfalen-Lippe. Entdecken Sie Spuren und Zeugnisse der Vergangenheit. Diese erzählen von der geschichtlichen Entwicklung unserer vielfältigen Kulturlandschaften. Baudenkmäler, Bodendenkmäler und Gartenanlagen sind wertvoller Teil des kulturellen Erbes. Auch historische Kulturlandschaftselemente wie Hohlwege, Bildstöcke, Alleen und alte Landnutzungsformen wie Niederwälder gehören dazu. In seiner Gesamtheit bestimmt das kulturelle Erbe die charakteristische Eigenart der westfälisch-lippischen Kulturlandschaften.