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Senden: Gartenanlage Wasserschloss Senden

Schloss Senden und der umliegende Park bilden im Kreis Coesfeld ein Denkmalensemble westfälischer Adelskultur. Im heutigen Schlosspark lassen sich verschiedene historische Zeitschichten identifizieren. Trotz sich verändernder repräsentativer Ansprüche und Moden, kriegsbedingter Zerstörungen und darauffolgender Instandsetzungen wurde die Anlage nie vollständig überformt. Vielmehr haben Eingriffe stets auf Bestehendes reagiert. Das vielgestaltige Ensemble zeigt über 500 Jahre Baugeschichte: Von der spätmittelalterlichen Wasserburg über den barocken Adelssitz bis zum Internat der 1960er Jahre. Die Hausinsel und zweifache Gräfte bilden dabei seit 1200 die Kernelemente der Anlage. Seit 2015 kehrt wieder Leben ins Schloss und seine Gartenanlage und es beginnt ein Sanierungsprozess, der Besucher:innen stetig neue Einblicke und Erfahrungen erlaubt. Parallel dazu entwickelt der Schloss Senden e. V. einen nachhaltigen, naturnahen Bildungs-, Kultur- und Erholungsort mit Werkstatt-Seminaren, Kunst und Themenführungen. Ein Café an der Gräfte soll in Zukunft zum besonderen Verweilen einladen.

1985 und 1991 erfolgte die Eintragung des Schlosses als Baudenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz NRW. 2015 gründete sich der spätere Trägerverein Schloss Senden e. V., dem die Erbengemeinschaft Teile der Anlage überantwortete. In enger Zusammenarbeit mit der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen (LWL-DLBW) arbeitet Schloss Senden e. V. an Erhalt und Pflege des Denkmals. Ausdruck dieser Zusammenarbeit sind die Westfälischen Parkpflegeseminare. Basierend auf dem 2017 verfassten Parkpflegewerk erfolgt der Erhalt des Denkmalensembles in weiten Teilen durch bürgerschaftliches Engagement.

Besonderheiten:

  • Der Dreistaffelgiebel des Herrenhauses ist einer der ältesten seiner Art und beispielgebend für die Renaissance in Westfalen
  • nachhaltiger, naturnaher Bildungs-, Kultur- und Erholungsort
  • Werkstatt-Seminare, Kunst und Themenführungen
     

Zugangsallee und Garteninsel

Die Lindenallee, die von Norden auf das hufeisenförmige Schlossensemble ausgerichtete ist, bestimmt bis heute die Sendener Anlage. Angelegt wurde sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Umsetzung folgte einem Gartenplan, der im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Mehr noch wurde auch die mittelalterliche Vorburg zu einer gleichmäßigen Garteninsel ausgebaut, deren zentrale Brückenanlagen auf der Nord-Südachse liegen. Vis-à-vis zum Schloss steht seit 1786 die Gruftkapelle. Sie bildete den Mittelpunkt eines heute verlorenen Baumrondells, an dem mehrere Straßen zusammenliefen. Über den visuellen Bezug verankerte die Kapelle den Adelssitz in Reiserouten und inszenierte ihn für Ankommende wie Durchreisende. Von Gräften gefasste Gartenräume flankierten die Lindenallee. Die südlich anschließende Garteninsel wurde aufgrund ihrer prominenten Lage als Zugang zur Hausinsel und Verbindung zwischen den verschiedenen Gartenräumen oft umgestaltet. Im Verhältnis von Architektur, Freifläche, Bepflanzung und Wegführung brachten wechselnde Eigentümer:innen ihre Landschafts-, Garten- und nicht zuletzt Kunstvorstellungen zum Ausdruck. Hinweis darauf gibt im heutigen Bestand unter anderem noch die Lage der westlichen und östlichen Brücke. Sie liegen sich nicht axial gegenüber, sondern waren Elemente von einstigen Rundwegen. Diese landschaftlich gestaltete Querachse des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist ansonsten heute weitestgehend verloren. Seit 2018 werden die erhaltenen Qualitäten der Garteninsel im Rahmen von Parkpflegeseminaren herausgearbeitet. Ein Teilergebnis ist die Ersatzpflanzung der 2019 abgegangenen westlichen Rotbuche. Zusammen mit der bereits 2018 nachgepflanzten östlichen Rotbuche bilden sie wieder ein zentrales Baumpaar, wie es in den 1930er-Jahren konzipiert und realisiert wurde. In ihrer Größe, Symmetrie und zentralen Positionierung betonten die frei stehenden Gehölze die Rasenflächen der Insel.

Waldpark und Stever

Westlich der Garteninsel wurden zwischen 1865 und 1899 drei Gartenbereiche entwickelt, die über Sichtachsen und Wege verbunden waren. In einer Partie dieses ehemaligen Landschaftsgartens liegt heute der Bauhof. Vormals führten wegen ihrer Form sogenannte Brezelwege durch einen keilförmigen Gartenteil in einen Waldpark und südöstlich anschließende Wiesenflächen. Zwischen komponierten Gehölzgruppen eröffneten sich immer neue Perspektiven und Landschaftsbilder. Im dichten Baumbestand unterschied sich der Waldpark zu vorherigen Eindrücken der strenger gestalteten Garteninsel. Der Waldrand rahmte die Ausblicke sowohl auf den Schlosspark wie auch auf die weitläufige Landschaft der Steverauen. Baumgruppen in der Auenlandschaft verstärkten die Panoramawirkung noch. Über ihre räumliche Staffelung leiteten sie Blicke in die Tiefe der Landschaft.

In seinem Ursprung geht der Rundweg zwischen den Gräften auf die im 18. Jahrhundert begradigte Wallanlage zurück. Ehemals zur Verteidigung des Lehens wurde sie im Zuge der barocken Umgestaltung durch einen Baumwall mit umlaufenden Alleen ersetzt. Ebenso wurde das Gräftensystem in innere und äußere Gräfte gegliedert und begradigt. Seine heute erhaltene Form erhielt der Rundweg im 19. Jahrhundert. Die vormals geradlinige Formsprache der Gräften wurde durch eine die Natur zitierende, bewegte Uferzone im landschaftlichen Stil überformt. Anstelle einer vollständigen Einfassung von Baumreihen wurde der Rundweg auf dem Wall unregelmäßig mit verschiedenen Laub- und Nadelgehölzarten bepflanzt. Die Bäume entlang des westlichen Rundwegs wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gepflanzt. Gravierend veränderte der Stever-Umbau in den 1960er Jahren den Baumwall. Die Stever vom Gräftensystem losgelöst und begradigt. Dadurch entfiel der Seitenarm, der den westlichen Wall ehemals teilte, und die Freifläche einer historischen Bleichwiese wurde aufgeforstet.

Öffnung zum umliegenden Park: Der Gräftenbalkon

1895 brannte der gesamte Ostflügel ab, bis auf das Herrenhaus als ältestem Schlossteil. An Stelle des Ostflügels entstand 1899 der nach seinen Erbauern benannte Rombergtrakt. Dabei wurde der Salon über einen Gräftenbalkon zum umliegenden Park hin geöffnet, um Außen- und Innenräume miteinander zu verbinden. Mit Blick auf St. Laurentius (1870−1873) bot die östliche Wiese einen visuellen Übergang zum Dorf Senden. Elemente des im landschaftlichen Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts bepflanzten östlichen Walls bilden heute noch die rotlaubige Blutbuche am südöstlichen und die Trauerweide am nordöstlichen Ende. Im Osten geht der Schlosspark seit den 1980er-Jahren in den Dümmer- sowie den Königspark über. Zusammen bilden sie den Sendener Bürgerpark.

Anfahrt

Gartenanlage Schloss Senden
Holtrup 3
48308 Senden

PKW (mit Parkmöglichkeiten):
Bulderner Straße 13, 48308 Senden

Öffentliche Verkehrsmittel:
Senden Busbahnhof

Weiterführende Informationen finden Sie unter:
www.schloss-senden.de / info@schloss-senden.de
www.lwl-dlbw.de
www.lwl-geodatenkultur.de

 

 

Öffnungszeiten

ganzjährig zugänglich

Eintritt

Eintritt frei

Denkmalgeschützt

Diese Anlage steht unter Denkmalschutz.


Gartendenkmale

Bau- genauso wie Gartendenkmale bedeuten uns allen etwas, denn sie prägen den Alltag jedes Menschen wie kaum eine andere Kunstform. Ein Gartendenkmal ist durch verschiedene Landesdenkmalschutzgesetze definiert und geschützt. Wichtig ist, dass das Gartendenkmal einer abgeschlossenen Epoche angehöret und eine kulturhistorische Einordnung nachvollziehbar ist. Die Gartendenkmalpflege des LWL inventarisiert historische Gärten und Parkanlagen sowie andere gestaltete Landschaftsteile. Die Gartendenkmalpfleger:innen unterstützen die Unteren Denkmalbehörden mit Fachgutachten, um denkmalwerte Freiräume unter Schutz zu stellen. Zur Rekonstruktion von historischen Gartenanlagen können Parkpflegewerke entwickelt und im Anschluss Parkpflegeseminare umgesetzt werden.