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Nordansicht des Schlosses Nordkirchen. Davor sieht man die Venusinsel mit den zahlreichen in Form geschnittenen Buchsbäumchen.

Das Westfälische Versailles

Nordkirchen: Schlosspark

Das Schloss Nordkirchen im südlichen Münsterland wird aus gutem Grund auch „Westfälisches Versailles“ genannt. Das herrschaftliche Wasserschloss aus dem frühen 18. Jahrhundert thront inmitten einer weitläufigen barocken Parkanlage, die sich mit ihren Alleen weit in die umgebende Landschaft erstreckt. Einen besonders beeindruckenden Anblick bietet der große Fontänenteich mit der Venusinsel. Neben ornamental geformten Gehölzen laufen Sie hier an einigen Venus-Skulpturen vorbei, die der Insel ihren Namen gegeben haben. Diese sind aber nur ein kleiner Teil der Kunst im Park: Bei Ihrem Spaziergang stoßen Sie auf eine Vielzahl von zum Teil barocker Skulpturen und Gartenvasen, die über die gesamte Anlage verteilt sind. Das Schloss können Sie bei Ihrem Besuch ebenfalls besichtigen, wenn Sie sich vorab zu einer Führung anmelden.

Das Schloss und der Park gelten als das bedeutendste barocke Ensemble in Westfalen. Früher stand an dieser Stelle eine Wasserburg, bis der münsterische Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg Anfang des 18. Jahrhunderts das Schloss hier erbauen ließ. Gleichzeitig wurde ein erster Barockgarten angelegt. Freiherr Ferdinand von Plettenberg, der Neffe des Fürstbischofs, übernahm kurze Zeit später die gesamte Anlage. Im Jahr 1723 übertrug er Johann Conrad Schlaun die Gesamtleitung der Baumaßnahmen. Schlaun ließ unter anderem den westlichen Garten erweitern und das Lustschlösschen Oranienburg fertigstellen, das hier auch heute noch steht. Nicht weit davon können Sie eine Orangerie besichtigen, die ebenfalls von Schlaun entworfen wurde. 

Besonderheiten:

  • barockes Wasserschloss mit weitläufiger Gartenanlage
  • zahlreiche, zum Teil barocke Kunstwerke
  • Lustschlösschen und Orangerie im Park
  • Fontänenteich mit Venusinsel
  • chinesischer Brunnen

 

Umgestaltung und Rückkehr zum barocken Stil

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Schlossanlage immer wieder den Besitzer – und dadurch veränderte auch der Schlosspark ständig sein Gesicht. Ab 1833 gelangte das Schloss durch Heirat an den Grafen von Esterházy-Galantha, der den Düsseldorfer Gartenarchitekten und königlichen Gartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe damit beauftragte, die Gärten dem Geschmack der Zeit anzupassen: Im 19. Jahrhundert war es üblich, die strenge Gestaltung nach französischem Vorbild aufzulösen und durch den in Mode gekommenen englischen Stil zu ersetzen. Weyhe gestaltete deshalb den Garten auf der Schlossinsel und den Nordgarten in landschaftliche Anlagen um. 
Im Auftrag der neuen Eigentümer, der Familie Herzog von Arenberg, wurden diese Veränderungen am Anfang des 20. Jahrhunderts rückgängig gemacht. Der französische Gartenkünstler Achille Duchêne entwarf damals ganz neue Pläne für die Gartenanlagen, erweiterte sie und ließ sie wieder nach historischem Vorbild gestalten. Der Nordgarten erhielt so seine heutige, neobarocke Form mit den Broderieparterres und dem figürlichen Schmuck. Im Ostgarten wurden ein Rasenparterre und die sternförmige Weganlage um den chinesischen Brunnen neu angelegt.

Barocke Kunstwerke und Chinesenbrunnen

Es ist fast wie eine kleine Zeitreise ins 18. Jahrhundert, wenn Sie durch diese herrschaftliche Anlage mit ihren Alleen, symmetrischen Wegachsen, Wassergräben und zahllosen Schmuckelementen spazieren, die allesamt typische Gestaltungsmerkmale barocker Gärten sind. Viele davon sind in einigen Parkteilen bis heute erhalten geblieben. Sie laufen an zahlreichen barocken und neobarocken Skulpturen vorbei und passieren Mauerpfeiler, Türmchen oder die Reste eines eisernen Laubenganges im Westgarten. Diese Überreste lassen erahnen, wie aufwändig diese Gärten einst gestaltet waren. Besonders schön ist auch der „chinesische Brunnen“ im Ostgarten, der erst im 20. Jahrhundert nach barockem Vorbild gestaltet wurde und ringsum von Skulpturen umgeben ist. Das ungewöhnliche Bauwerk erreichen Sie von mehreren Wegen aus, die sternförmig auf den Brunnen zulaufen. Wer gerne nach seinem Besuch im Schlossgarten noch einkehren, bummeln und flanieren möchte, der kann den nahe gelegenen, idyllische Ortskern von Nordkirchen besuchen.

Hochschule und Veranstaltungsort: das moderne Schloss Nordkirchen

Seit 1958 gehört das Anwesen dem Land Nordrhein-Westfalen, das nach der Restaurierung im Hauptgebäude und dem Schloss Oranienburg dort die Hochschule für Finanzen unterbrachte. Auch die Parkanlagen wurden instandgesetzt, die seit dem Ersten Weltkrieg verfallen waren. Das Schloss selbst, die Kapelle und das Schlossrestaurant sind bei Hochzeitspaaren besonders beliebt: Jedes Jahr werden in der Schlosskapelle rund 500 Ehen geschlossen. Die Anlage wird außerdem gern von Radfahrern bei Touren durch die Münsterländer Parklandschaft durchquert. Insgesamt besichtigen jährlich etwa 500.000 Besucher dieses Juwel von Nordkirchen.

Die Venusinsel: Das Herzstück des Parks

 

Bei Ihrem Rundgang können Sie aber nicht nur alte Kunstwerke bestaunen, sondern immer wieder auch den tollen Blick auf den großzügigen Park und das imposante Wasserschloss genießen. Der Schlossteich mit der Fontäne zum Beispiel ist ein besonders prunkvolles Element der Anlage. Er erstreckt sich nördlich des Hauptgebäudes und beherbergt die Venusinsel, die heute das Herzstück des Parks bildet. In den 1980er-Jahren wurde sie nach barockem Vorbild vollständig rekonstruiert und mit Formgehölzen, Kunstwerken, Rasen- und so genannten Broderieparterres aufwändig gestaltet. Diese Kompositionen aus Beeten und Hecken sind geometrisch angelegte Zierornamente, die zum Teil auf einer Achse mit der Parkallee liegen, die von der Insel auf das Schloss zuläuft.

 

Anfahrt

Schloss Nordkirchen
Hochschule für Finanzen NRW
Schloss 1
59394 Nordkirchen

Tel.: 02596 9330
www.schloss.nordkirchen.net

Tourist Information
Tel.: 02596 917 99 00
www.nordkirchen.de

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Öffnungszeiten

ganzjährig zugänglich

Eintritt

Eintritt frei

Denkmalgeschützt

Diese Anlage steht unter Denkmalschutz.


Gartendenkmale

Bau- genauso wie Gartendenkmale bedeuten uns allen etwas, denn sie prägen den Alltag jedes Menschen wie kaum eine andere Kunstform. Ein Gartendenkmal ist durch verschiedene Landesdenkmalschutzgesetze definiert und geschützt. Wichtig ist, dass das Gartendenkmal einer abgeschlossenen Epoche angehöret und eine kulturhistorische Einordnung nachvollziehbar ist. Die Gartendenkmalpflege des LWL inventarisiert historische Gärten und Parkanlagen sowie andere gestaltete Landschaftsteile. Die Gartendenkmalpfleger:innen unterstützen die Unteren Denkmalbehörden mit Fachgutachten, um denkmalwerte Freiräume unter Schutz zu stellen. Zur Rekonstruktion von historischen Gartenanlagen können Parkpflegewerke entwickelt und im Anschluss Parkpflegeseminare umgesetzt werden.

Fachinformationen

Weitere Informationen zur Anlage erhalten Sie im Kulturlandschafts-Informationssystem LWL-GeodatenKultur.

In LWL-GeodatenKultur finden Sie Interessantes und Wissenswertes zum reichen bau- und landschaftskulturellen Erbe von Westfalen-Lippe. Entdecken Sie Spuren und Zeugnisse der Vergangenheit. Diese erzählen von der geschichtlichen Entwicklung unserer vielfältigen Kulturlandschaften. Baudenkmäler, Bodendenkmäler und Gartenanlagen sind wertvoller Teil des kulturellen Erbes. Auch historische Kulturlandschaftselemente wie Hohlwege, Bildstöcke, Alleen und alte Landnutzungsformen wie Niederwälder gehören dazu. In seiner Gesamtheit bestimmt das kulturelle Erbe die charakteristische Eigenart der westfälisch-lippischen Kulturlandschaften.