Münster: Promenade
Wenn Sie Münster entdecken möchten, unternehmen Sie am besten einen Spaziergang oder eine Radtour auf der historischen Promenade, die für Autos komplett gesperrt ist. Auf dieser wunderschönen Lindenallee, die ab dem 18. Jahrhundert auf den ehemaligen Befestigungsanlagen geschaffen wurde, laufen oder fahren Sie um die komplette Altstadt herum und erreichen bequem Museen, Kirchen und historische Gebäude wie das barocke Schloss in der Stadtmitte. Auch an der Promenade selbst können Sie einige Sehenswürdigkeiten entdecken, zum Beispiel Kunstwerke von der internationalen Kunst-Ausstellung „Skulptur Projekte“, die alle zehn Jahre in Münster stattfindet. Auf den zahlreichen Bänken am Rande des Wegs können Sie immer wieder Pausen einlegen und den Blick auf die Stadt oder ins Grüne genießen.
Grünanlage und uralte Blutbuche
Wenn Sie mit der Bahn in Münster ankommen, können Sie direkt vom Hauptbahnhof aus zu Ihrem Rundgang aufbrechen. Verlassen Sie den Bahnhof einfach in Richtung Innenstadt und laufen Sie geradeaus weiter auf die Windthorststraße. Nach rund 300 Metern erreichen Sie die Lindenallee, dort biegen Sie nach links ab, um die Altstadt im Uhrzeigersinn zu umrunden. Vom ersten Abschnitt der Promenade aus ist die Engelenschanze zu sehen, eine ehemalige Befestigungsanlage. Sie war im 18. Jahrhundert noch vollständig von Wassergräben umgeben. Einige der Gräften sind bis heute erhalten und umrahmen auf zwei Seiten eine kleine Grünanlage mit Spielplatz. Sie sollten auf diesem Abschnitt außerdem nach einer mächtigen Blutbuche Ausschau halten, die hier schon im 18. Jahrhundert gepflanzt worden ist.
Einmal ums Wasser und Botanischer Garten
Wenn Sie der Promenade weiter folgen, erreichen Sie nach knapp einem Kilometer den Aasee. Kurz vorher führt Sie Ihr Weg über den Kanonenberg. Von diesem Hügel aus haben Sie schon einen schönen Blick auf den See. Wenn Sie gerne am Wasser spazieren gehen möchten, biegen Sie einfach von der Promenade zum Aasee ab und laufen Sie ein Stück am Ufer entlang. Sie können den See auch teilweise oder ganz umrunden, allerdings sollten Sie für die große Runde etwas mehr Zeit einplanen. Auf einer der zahlreichen Bänke können Sie immer wieder Pausen einlegen.
Wenn Sie die Promenade weiterlaufen, durchqueren Sie eine ausgedehnte Grünanlage und erreichen schließlich das Schloss, hinter dem sich der Schlossgarten und der Botanische Garten erstrecken. Dort, wo die Schlosszufahrt beginnt – auf Höhe der ehemaligen Wachhäuser aus dem Barock – erkennen Sie eine Lücke in der Lindenallee. Diese ist beabsichtigt, denn als die Bäume hier angepflanzt wurden, sollte der Blick von der Stadt aus auf das Schloss frei bleiben. Umgekehrt können Sie vom Schloss aus die Aussicht auf das Stadtpanorama genießen.
Historische Bauwerke
Ein Stück weiter, am ehemaligen Neutor, kreuzt die Promenade eine breite Bundesstraße. Hier wurden im 18. Jahrhundert anstelle des mittelalterlichen Stadttors zwei klassizistische Torhäuser errichtet, die heute noch stehen. Wenn Sie nun auf der Promenade weiterlaufen, sehen Sie links den so genannten Wasserbären. Das kleine, turmartige Bauwerk mit kegelförmigem Dach und einer niedrigen Mauer war früher eine Stauvorrichtung, mit der sich der Wasserstand im Graben der äußeren Stadtbefestigung regulieren ließ.
Auch die Kreuzschanze ein Stück hinter dem Wasserbären bietet einen schönen Anblick und erzählt viel über die Geschichte der Stadt. Als einziges ehemaliges Befestigungswerk ist sie noch vollständig erhalten, die zwei kleinen Teiche sind die Überreste des äußeren Wassergrabens. Auf den beiden Hügeln wurden früher Kanonen aufgestellt. Im späten 19. Jahrhundert wurden etliche Solitärbäume wie Platanen, Buchen, verschiedene Kastanien und ein Trompetenbaum angepflanzt, die heute noch hier wachsen.
Wasserfall und Zwinger
Gleich neben der Kreuzschanze ragt der Buddenturm in die Höhe, der um 1150 erbaut wurde und als einziger Stadtturm des inneren Befestigungsrings noch erhalten ist. Eine Eisenskulptur neben dem Turm erinnert ebenfalls an die ehemalige Stadtbefestigung. Dieses Kunstwerk ist exakt so breit wie die historische Stadtmauer.
Am Startpunkt des nächsten Promenadenabschnitts, auf der gegenüberliegenden Seite der Straße „Am Kreuztor“, plätschert ein künstlich angelegter Wasserfall. Wenn Sie von hier aus der Promenade weiter folgen, kommen Sie an zwei Teichen, einem Spielplatz und dem Zwinger vorbei, einem weiteren Teil der ehemaligen Befestigungsanlage. Er wurde im Rahmen der Skulptur-Projekte 1987 ein Mahnmal - die nationalsozialistische Gestapo benutzte den Zwinger ab 1944 als Inhaftierungsanstalt und exekutierte im Innenhof Zwangsarbeiter. Die Promenade führt Sie danach auch noch an weiteren Kunstwerken und Skulpturen vorbei, die aus verschiedenen Dekaden der Skulptur Projekte stammen. Schließlich gelangen Sie zum Ausgangspunkt Ihres Spaziergangs in der Nähe des Hauptbahnhofs zurück.
Von der Festungs- zur Grünanlage
Ab dem 13. Jahrhundert war das mittelalterliche Münster durch ein starkes Befestigungssystem gesichert, das aus zwei fast fünf Kilometer langen Ringen bestand. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden diese mächtigen Festungsbauwerke abgerissen. Auf dem äußeren Ring mit Wall und Graben entstand anschließend eine öffentliche Promenade, die ihre heutige Gestalt dem berühmten Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun zu verdanken hat. Er schlug damals vor, eine vierreihige, geschlossene Lindenallee auf den Wällen anzupflanzen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Promenade nach seinen Plänen schrittweise ausgebaut.
Nachdem im Zweiten Weltkrieg große Teile der Altstadt und auch der Promenade zerstört worden waren, ließ die Stadt die Allee ab 1948 wieder aufbauen. Zwischen 1986 und 1990 wurde sie noch einmal umfassend erneuert. Ziel dieser Maßnahme war es, die historische Substanz zu erhalten und gleichzeitig eine ökologisch wertvolle Grünanlage zu erschaffen, die auch für eine Belüftung der Stadt sorgt. Um zugleich den historischen Charakter der Promenade zu bewahren, ließ die Stadt Nachbildungen von Bänken und Laternen anfertigen, die schon zur Jahrhundertwende die Allee gesäumt hatten.
Anfahrt
Öffnungszeiten
ganzjährig jederzeit zugänglich
Eintritt
Eintritt frei
Denkmalgeschützt
Diese Anlage steht unter Denkmalschutz.
Gartendenkmale
Bau- genauso wie Gartendenkmale bedeuten uns allen etwas, denn sie prägen den Alltag jedes Menschen wie kaum eine andere Kunstform. Ein Gartendenkmal ist durch verschiedene Landesdenkmalschutzgesetze definiert und geschützt. Wichtig ist, dass das Gartendenkmal einer abgeschlossenen Epoche angehöret und eine kulturhistorische Einordnung nachvollziehbar ist. Die Gartendenkmalpflege des LWL inventarisiert historische Gärten und Parkanlagen sowie andere gestaltete Landschaftsteile. Die Gartendenkmalpfleger:innen unterstützen die Unteren Denkmalbehörden mit Fachgutachten, um denkmalwerte Freiräume unter Schutz zu stellen. Zur Rekonstruktion von historischen Gartenanlagen können Parkpflegewerke entwickelt und im Anschluss Parkpflegeseminare umgesetzt werden.
Fachinformationen
Weitere Informationen zur Anlage erhalten Sie im Kulturlandschafts-Informationssystem LWL-GeodatenKultur.
In LWL-GeodatenKultur finden Sie Interessantes und Wissenswertes zum reichen bau- und landschaftskulturellen Erbe von Westfalen-Lippe. Entdecken Sie Spuren und Zeugnisse der Vergangenheit. Diese erzählen von der geschichtlichen Entwicklung unserer vielfältigen Kulturlandschaften. Baudenkmäler, Bodendenkmäler und Gartenanlagen sind wertvoller Teil des kulturellen Erbes. Auch historische Kulturlandschaftselemente wie Hohlwege, Bildstöcke, Alleen und alte Landnutzungsformen wie Niederwälder gehören dazu. In seiner Gesamtheit bestimmt das kulturelle Erbe die charakteristische Eigenart der westfälisch-lippischen Kulturlandschaften.