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Ascheberg: Schlosspark Westerwinkel

Wer gerne im Grünen spazieren geht oder Golf spielt, ist im und um den Schlosspark Westerwinkel in Ascheberg gut aufgehoben. Dort stand früher eine mittelalterliche Wasserburg, die im 17. Jahrhundert zu einem barocken Wasserschloss umgebaut wurde. Bis heute sind Überbleibsel des barocken Prunks erhalten – über die prächtigen Kastanien- und Eichenalleen zum Beispiel spazierten schon damals die Schlossherren. Das Anwesen wandelte sich seitdem von einer Nutzgarten-Anlage samt Orangerie, Fasanerie und Baumschule zu einem englischen Landschaftsgarten und schließlich zum heutigen Golfplatz.

Radwanderweg, Golfplatz und Kirschbäume

1995 verwandelte sich der Schlosspark ein weiteres Mal: Ein Golfplatz mit 18 Löchern und einigen Übungsplätzen wurde angelegt und dominiert inzwischen die Umgebung von Schloss Westerwinkel. Zeitgleich wurde der ehemalige Nutzgarten neu bepflanzt – hier erblühen im Frühjahr viele prachtvolle Kirschbäume. Auch Spaziergänger und Radfahrer dürften sich rund um das Schloss wohlfühlen, denn ganz in der Nähe liegt ein kombinierter Rad- und Wanderweg, der vom Ascheberger Ortsteil Herbern zur Bahnstation nach Capelle und weiter bis zum benachbarten Schloss Nordkirchen führt.

Besonderheiten:

  • Frühbarockes Schloss
  • blühende Kirschbäume im Frühjahr
  • Wander- und Radwege

 

Von der Wasserburg zum Wasserschloss

Die Anlage um das Schloss Westerwinkel existiert schon seit 1225 – damals befand sich hier eine Wasserburg. 400 Jahre nach ihrem Bau wurde sie im 30-jährigen Krieg als Festung genutzt und durch Gräben und Wälle geschützt. Diese Wehranlagen sind heute immer noch zu erkennen. Schon vor dieser Zeit gehörte die Burg den „Edlen von Westerwinkel“. Die Familie bewohnt seit dem Jahr 1555 wieder dauerhaft die Burg. Allerdings nutzte die Familie die Anlage vorwiegend als Sommerresidenz oder als Unterkunft zur Jagdsaison.

Obst- und Gemüsegärten, Fasanerie und Baumschule

Im 18. und 19. Jahrhundert dienten die Grünanlagen um Schloss Westerwinkel fast ausschließlich als Nutzgärten, in denen Obst und Gemüse für die Schlossküche angebaut wurden. Auf dem Gelände stand außerdem eine ganze Reihe kleiner und größerer Gebäude. Eines davon war eine Fasanerie, die auf einer Insel westlich des Schlosses lag. Das Herzstück dieser Anlage können Sie bei Ihrem Besuch heute noch anschauen: In einem ummauerten Garten ist der zweigeschossige Pavillon erhalten geblieben, der hier im Jahr 1718 aus Backstein erbaut wurde. Die Fassade dieses Baus, der von den adligen Besitzern „La Solitude“ (auf Deutsch: „Die Einsamkeit“ oder auch „Das Alleinsein“) getauft wurde, ist mit Sandsteinelementen besetzt.

Auch im Südosten des Schlosses befanden sich Nutzanlagen mit einer Orangerie und einem Backsteinhaus, an das sich der Garten des Gewächshauses anschloss. Etwas östlich davon befanden sich eine Vergé – eine Art Baumschule – und ein Eiskeller. Heute sind von diesen Anlagen die Orangerie mit Mauerresten der ehemaligen Fasanerie und eine Brücke übrig. Aus der Zeit des Barocks stammen auch die beeindruckenden Eichen- und Kastanienalleen, die die einstige Pracht der Anlage noch erahnen lassen.

Eines der letzten Beispiele des Frühbarocks in Westfalen

Im Jahr 1663 ließ Hermann von Merveldt das heutige Schloss und dessen Vorburg auf jeweils eigenen Inseln neu aufbauen. Das Besondere daran: Er wählte für die Formensprache der Architektur nicht den zeitgemäßen barocken Stil, sondern orientierte sich an eher nüchtern ausgestaltete Verteidungsanlagen. Die Portale und das Wappen am Erker des lang gezogenen, strengen Baus mit seinen vier Flügeln und den Pavillontürmen sind die einzigen schmückenden Elemente. Das war untypisch für die normalerweise sehr prunkvollen Bauten dieser Zeit. Auch der Grundriss des Schlosses folgt der strengen Struktur einer Vierflügelanlage. Das Anwesen Westerwinkel ist heute eines der letzten Beispiele des Frühbarocks in Westfalen.

Die Funktion der Gärten wandelte sich im 19. Jahrhundert, denn sie mussten neben ihrem praktischen Nutzen seitdem noch einer weiteren Anforderung nachkommen: Die Besitzer wollten, dass die Anlagen etwas Herrschaftliches ausstrahlten und ließen deshalb die Blumenbeete immer wieder neu bepflanzen, wenn sie im Sommer oder zur Jagdzeit mit ihren adligen Gästen zu Besuch kamen.

Noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Park viele verschiedene Gemüse- und Obstsorten angebaut, zum Beispiel Artischocken, Champignons und Kohlarten, aber auch Erdbeeren, Pfirsiche und alte Apfel- und Birnensorten. Gleichzeitig nahm die Blumen- und Pflanzenpracht um Schloss Westerwinkel weiter zu, denn die Familie von Merveldt – die damaligen Besitzer – ließ sich aus ganz Deutschland Zierblumen, Zwiebelgewächse und Palmen liefern.

Der Erste Weltkrieg beendete diese Prunkzeit schließlich, die finanziellen Lasten des Schlosses stiegen fortlaufend. Ab 1924 mussten die Eigentümer die Zimmer auf Druck des Wohnungsamtes zwangsvermieten. Ab 1931 wurde auch die Gärtnerei an neue Nutzer verpachtet, bevor die Gebäude und das Schlossgelände schließlich ihr heutiges Aussehen erhielten.

Das Schloss im Wandel der Zeit: Umbau zu einem Landschaftsgarten

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden der Schlosspark und die früheren Nutzgärten in einen prächtigen englischen Landschaftsgarten umgewandelt. Neben Buchen, Eichen, Linden, Kastanien und Kiefern wurden damals auch exotische Bäume wie Platanen, Tulpenbäume und Sumpfzypressen gepflanzt. Einige stattliche Exemplare können Sie heute noch bei einem Spaziergang durch den Schlosspark bewundern. Damals entstand hier auch ein neobarockes Wohnhaus für die Schlossgärtner und, südlich der Garteninsel, ein neues Verwaltungshaus mit bunten Backsteinverzierungen. Sie sind bis heute erhalten.

Ein anderes Gebäude aus dieser Phase der Umgestaltung ist ebenfalls erhalten geblieben: Einen Kilometer südwestlich vom Schloss wurde damals mitten im Wald ein Forsthaus in Fachwerkbauweise errichtet. Wenn Sie vom Schloss aus in diese Richtung spazieren und die Augen offenhalten, können Sie den urig wirkenden Bau auch heute noch zwischen den Bäumen entdecken.

Anfahrt

Schlosspark Westerwinkel
Horn-Westerwinkel 1
59387 Ascheberg-Herbern

Tel.: 02599 98878

Besucherinformationen:
Ascheberg Marketing e. V.

Tel.: 02593 6091300
info@ascheberg-touristinfo.de
www.ascheberg-touristinfo.de

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Öffnungszeiten

Landschaftspark: ganzjährig zugänglich
Schloss Westerwinkel: Gruppenführungen nach Voranmeldung

Eintritt

Eintritt frei

 

Denkmalgeschützt

Diese Anlage steht unter Denkmalschutz.


Gartendenkmale

Bau- genauso wie Gartendenkmale bedeuten uns allen etwas, denn sie prägen den Alltag jedes Menschen wie kaum eine andere Kunstform. Ein Gartendenkmal ist durch verschiedene Landesdenkmalschutzgesetze definiert und geschützt. Wichtig ist, dass das Gartendenkmal einer abgeschlossenen Epoche angehöret und eine kulturhistorische Einordnung nachvollziehbar ist. Die Gartendenkmalpflege des LWL inventarisiert historische Gärten und Parkanlagen sowie andere gestaltete Landschaftsteile. Die Gartendenkmalpfleger:innen unterstützen die Unteren Denkmalbehörden mit Fachgutachten, um denkmalwerte Freiräume unter Schutz zu stellen. Zur Rekonstruktion von historischen Gartenanlagen können Parkpflegewerke entwickelt und im Anschluss Parkpflegeseminare umgesetzt werden.

Fachinformationen

Weitere Informationen zur Anlage erhalten Sie im Kulturlandschafts-Informationssystem LWL-GeodatenKultur.

In LWL-GeodatenKultur finden Sie Interessantes und Wissenswertes zum reichen bau- und landschaftskulturellen Erbe von Westfalen-Lippe. Entdecken Sie Spuren und Zeugnisse der Vergangenheit. Diese erzählen von der geschichtlichen Entwicklung unserer vielfältigen Kulturlandschaften. Baudenkmäler, Bodendenkmäler und Gartenanlagen sind wertvoller Teil des kulturellen Erbes. Auch historische Kulturlandschaftselemente wie Hohlwege, Bildstöcke, Alleen und alte Landnutzungsformen wie Niederwälder gehören dazu. In seiner Gesamtheit bestimmt das kulturelle Erbe die charakteristische Eigenart der westfälisch-lippischen Kulturlandschaften.